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Thurneysen-Archiv

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Rudolf Thurneysen zu seiner Freiburger Zeit
Rudolf Thurneysen zu seiner Freiburger Zeit

Einleitung

Mit der Einrichtung des "Thurneysenarchivs" reagiert die Abteilung Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft und Keltologie der Universität Bonn auf die wachsende Bedeutung des Internets für die Forschung und akademische Lehre. Viel von dem im "Thurneysenarchiv" bereitgestellten Material mag vor allem in forschungsgeschichtlicher Hinsicht relevant sein.
Mit der Verfügbarmachung älterer und seltener Druckwerke soll jedoch auch der modernen Forschung im Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaft gedient sein.

Die drei Hauptziele des "Thurneysenarchivs":

  1. Dokumentation der Forschungstätigkeit Rudolf Thurneysens anhand seiner persönlichen handschriftlichen Aufzeichnungen.
  2. Bereitstellung von Archivmaterial verstorbener Forscher, soweit es dem ehemaligen Sprachwissenschaftlichen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität übertragen wurde. Vieles davon stammt aus dem Privatbesitz von Rudolf Thurneysen.
  3. Verfügbarmachung seltener älterer Druckwerke aus dem Besitz der Seminarbibliothek, soweit sie bisher noch nicht im Internet verfügbar gemacht wurden.

Das "Thurneysenarchiv" befindet sich noch ganz am Anfang. Da für die zeitaufwendigen Einscannarbeiten kein zusätzliches Personal zur Verfügung steht, wird das als Langzeitprojekt angelegte Unternehmen ohne Sponsoring (bzw. Einwerbung von Drittmitteln) kaum seine ambitionierten Ziele erreichen können. Die Onlinestellung am 19. Juli 2007 geschieht bewußt in zeitlicher Nähe zum dreizehnten Internationalen Keltologenkongreß in Bonn (23. bis 27. Juli 2007). Über Anregungen und Unterstützung (auch finanzielle!) seitens unserer keltologischen Kollegen in aller Welt werden wir uns freuen und hoffen, daß unsere Arbeit sich in Zukunft als anregend und nützlich für viele erweisen wird.

Biographie

(Eduard) Rudolf Thurneysen, ein Schweizer Sprachwissenschaftler, der ausschließlich außerhalb seines Herkunftlandes lehrte, wurde am 14. März 1857 in Basel geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums und des Paedagogicums studierte er Romanistik in Basel (1875-76).
Von Herbst 1876 bis Sommer 1878 wechselte er an die Universität Leipzig. Das Wintersemester 1878/79 verbrachte er in Berlin. Zu Thurneysens zahlreichen Lehrern gehörten im Bereich der keltischen Studien u.a. Heinrich Zimmer (*1851 Kastellaun, †1910 Hahnenklee/Harz) und Ernst Windisch (*1844 Dresden, †1918 Dresden).
Am 8. August 1879 promovierte Rudolf Thurneysen mit magna cum laude in den Fächern Vergleichende Grammatik, Latein und Sanskrit. Danach hörte er von November 1879 bis August 1880 in Paris bei Henri Gaidoz (*1842, †1932) und vertiefte dort seine keltologischen Studien. Am 4. Mai 1882 habilitierte sich Rudolf Thurneysen in Jena und erhielt im Anschluss daran einen Lehrauftrag als Privatdozent für Romanische und Keltische Philologie. Am 31. Juli 1884 wurde er dort schließlich zum außerordentlichen Professor für diese Fächer ernannt. Dann folgte 1887 ein Ruf an die Universität Freiburg im Breisgau, wo durch den Weggang von Karl Brugmann (*1849 Wiesbaden, †1919 Leipzig) nach Leipzig der Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft vakant geworden war. Thurneysen hatte diesen Lehrstuhl für rund 25 Jahre inne.
Von seiner Tätigkeit zeugt eine exzellente keltologische und indogermanistische Bibliothek. Im Jahre 1904 wurde er Rektor der Freiburger Universität. Zu seinen Schülern aus dieser Zeit (1905-1906) gehört z.B. Osborn Bergin (*1873 Cork, †1950).

Thurneysens Lehrtätigkeit führte ihn auch nach Irland an die School of Irish Learning.

,School of Irish Learning, by courtesy of: The Royal Irish Academy
by courtesy of: The Royal Irish Academy

 

Im November 1908 lehnte Thurneysen einen Ruf nach München an das Indogermanische (Sprachwissenschaftliche) Seminar ab, folgte aber im Oktober 1912 einem Ruf an die Universität Bonn als außerordentlicher Professor für Indogermanische Sprachwissenschaft und als Leiter des Sprachwissenschaftlichen Instituts. Er trat diese Stelle am 1. April 1913 an. Im Jahre 1922 wurde er Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.

Rudolf Thurneysen zu seiner Bonner Zeit
Rudolf Thurneysen zu seiner Bonner Zeit

 

Nach rund 11 Jahren emeritierte er auf eigenen Wunsch am 30. September 1923. Sein Nachfolger wurde Ferdinand Sommer (*1875 Trier, †1962). Aber auch nach seiner Emeritierung blieb Rudolf Thurneysen auf dem Gebiet der keltischen Literaturen, Philologien und besonders des irischen Rechts tätig. Für seine Errungenschaften in der Erforschung des irischen Rechts bekam er 1925 den Dr. stud. celt. der National University of Ireland in Dublin verliehen, sowie den Ehrendoktor der Juristischen Fakultät der Universität Bonn. Im Jahr 1929 wurde er mit dem Dr. litt. celt. h.c. des University College Belfast geehrt.

Rudolf Thurneysen verstarb am 9. August 1940 in Bonn

Portrait von Rudolf Thurneysen

 

 

Hauptwerke

Zu den noch heute grundlegenden Werken zählen u.a. das Handbuch des Altirischen (Heidelberg 1909), übersetzt und ergänzt ins Englische als A Grammar of Old Irish (Dublin 1946), und Die Irische Helden- und Königsage bis zum siebzehnten Jahrhundert (Halle 1921).
Viele seiner Artikel, mit Ausnahme der in der ZCP veröffentlichten, sind bequem zugänglich in Rudolf Thurneysen. Gesammelte Schriften, 3 Bände, hg. von Patrizia de Bernardo Stempel und Rolf Ködderitzsch, Tübingen (Niemeyer) 1991.
Zu seinen bedeutensten Übesetzungen zählen u.a die Sagen aus dem alten Irland (Berlin 1901). Innerhalb seiner Forschungen auf dem Gebiet des irischen Rechts sind Die Bürgschaft im irischen Recht () und Cóic conara fugill () unter den wichtigsten Werken.

Bibliographie

"Bibliographie der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Rudolf Thurneysens", in Gesammelte Schriften I, xxv-xliv

Quellen zur Biographie

Knoch, August: "Rudolf Thurneysen zum Gedächtnis". In: Indogermanisches Jahrbuch 25 (1942). S. 372-385.
Weisberger, Leo: "Zum 70. Geburtstag Rudolf Thurneysens". In: Indogermanisches Jahrbuch II (1927). S. 554-561.
Tristram, Hildegard L. C.: "Rudolf Thurneysen (1857-1940): A Biographical Essay". In: Helen Damico, Donald Fennema und Karmen Lenz (Hgg.), Dictionary of Medieval Scholarship II, San Francisco (Garland) 1998. S. 201-213.;

Impressum

Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie
Abteilung für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft und Keltologie
Am Hof 3-5
D-53113 Bonn.
 

Verantwortlich für Konzept und Ausführung sind Prof. Dr. Stefan Zimmer und Dr.Gisbert Hemprich. Die Webseiten wurden von Christian Wirges vorbereitet und von Mathias Jacob überarbeitet; das Einlesen der Vorlagen besorgten Marcel Bubert, Dr. Gisbert Hemprich, Heike Kosmider und David Krätzer.
Kontakt: Gisbert Hemprich [g.hemprich(at)uni-bonn.de, Tel.: 0228 - 737693].


Letzte Aktualisierung: 19.07.2007.

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